Mit dem Rollstuhl mobil bleiben
Das sollten Sie über Rollstühle wissen
Ein Rollstuhl gibt Ihrem Angehörigen die Mobilität zurück, die durch körperliche Einschränkungen im Alter verloren gegangen ist. Durch einen Rollstuhl bietet sich die Möglichkeit, wieder am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Dadurch lässt sich die Lebensqualität und der Bewegungsradius Ihres Angehörigen erheblich verbessern, ohne viel Geld ausgeben zu müssen.
Denn auch bei einer kurzweiligen körperlichen Einschränkung helfen Rollstühle unkompliziert weiter. Dann wird das Modell einfach ausgeliehen und dann zurückgegeben, wenn es nicht mehr gebraucht wird. Klappbare Modelle sind auch in Autos mit kleinen Kofferräumen problemlos zu transportieren und sind somit innen und außen ein treuer Begleiter.
Die folgenden Themen sollten Sie vor dem Kauf unbedingt lesen:
- Für wen eignet sich ein Rollstuhl?
- Welche Rollstuhl-Modelle gibt es?
- Was kostet ein Rollstuhl?
- Welche Zuschüsse für Rollstühle gibt es?
- Was sind die Vor- & Nachteile von Rollstühlen?
- Was benötigen Rollstuhlfahrer für ein sicheres Zuhause?
Einen Überblick erhalten Sie in den häufigsten Fragen.
- Es gibt viele verschiedene Modelle von Rollstühlen.
- Mit Rezept übernimmt die Krankenkasse die Kosten als Hilfsmittel.
- Alle fünf Jahre genehmigt die Kasse eine Neuanschaffung.
Für wen eignet sich ein Rollstuhl?
Rollstühle sind für viele Menschen ein unentbehrliches Hilfsmittel im Alltag. Der Rollstuhl macht die Mobilität für Personen mit körperlichen Einschränkungen wieder möglich. Auch psychisch trägt das zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Der Rollstuhl ermöglicht mehr Selbstständigkeit.
Bei klassischen Rollstuhl-Modellen werden die Räder von Ihrem Angehörigen selbst per Hand angetrieben oder er lässt sich schieben. Möchten Sie die Gelenke Ihres Angehörigen schonen, ist ein Elektromobil eine Alternative. Bei größeren Bewegungsschwierigkeiten kommt ein Elektrorollstuhl infrage.
- Ein Rollstuhl ermöglicht mehr Selbstständigkeit und Mobilität im Alltag.
- Er hilft sowohl bei vorübergehender als auch bei dauerhafter Einschränkung.
- Er sichert die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.
Welche Rollstuhl-Modelle gibt es?
Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten von Rollstühlen unterschieden: dem manuellen Rollstuhl und dem Elektrorollstuhl. Je nach körperlicher Verfassung Ihres Angehörigen, können Modelle mit mehr oder weniger Unterstützung zum Einsatz kommen. Es kommt auf die individuelle Situation an, welches der Modelle geeignet ist.
Der Standardrollstuhl ist ein günstiges Basismodell. Standardrollstühle kommen in der Regel als vorübergehende Mobilitätshilfe zum Einsatz, zum Beispiel nach einer OP als Krankenfahrstuhl. Dabei muss Ihr Angehöriger geschoben werden, da ein Eigenantrieb kraftaufwendig ist. Auch sind Standardrollstühle nur eingeschränkt auf die körperlichen Eigenschaften Ihres Angehörigen anpassbar, sie sind auf Dauer nicht komfortabel.
Anders ist es beim Leichtgewichtrollstuhl. Er ähnelt den Standardrollstühlen, wiegt jedoch nur 13 - 17 Kilogramm. Da er faltbar ist eignet er sich auch für den Transport besser. Einstellungsmöglichkeiten gibt es bei diesem Modell nur beschränkt, es eignet sich also weniger als Dauerlösung oder bei großer Aktivität. Der Einsatz bei geringer Aktivität und für kürzere Strecken im Eigenantrieb ist aber durchaus möglich.
Weitere beliebte Rollstuhl-Modelle:
- Aktivrollstuhl für aktives und selbstständiges Fahren
- Leichtgewichtrollstuhl für den besonders leichten Transport
- Multifunktionsrollstuhl für schwere Einschränkungen
Tipp: Ein Elektrorollstuhl ist eine gute Wahl, wenn Ihr Angehöriger in seinen Bewegungen stark eingeschränkt ist und sich trotzdem gerne selbstständig fortbewegen möchte. Die Steuerung erfolgt über einen Joystick und der Antrieb ist elektrisch. Auf Rezept werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen.
Abmessungen und Einstellungsmöglichkeiten
Wenn Ihr Angehöriger in seiner Gehfähigkeit eingeschränkt ist, ersetzt ein individuell angepasster Rollstuhl die Funktion der Beine. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Passform des Rollstuhls auf die Bedürfnisse Ihres Angehörigen einstellt ist. Ihr Sanitätshaus oder Rollstuhl-Fachanbieter kann Sie dabei professionell beraten. Beachten Sie folgende Maße:
- Sitzeinheit (SE)
Eine komfortable Sitzeinheit ist wichtig für Ihren Angehörigen. Das lange Sitzen wird sonst auf Dauer nicht nur unbequem, sondern auch gesundheitsschädlich. Achten Sie darauf, dass Breite und Tiefe optimal eingestellt sind. - Sitzbreite (SB)
Die Sitzbreite bezeichnet den Abstand zwischen den Rahmenaußenkanten. Zwischen das Becken und die Seitenteile sollte maximal eine flache Hand passen. Als Faustregel kann mit zwei Zentimetern pro Seite gerechnet werden. - Sitztiefe (ST)
Die ergonomische Form des Sitzes garantiert Ihrem Angehörigen eine optimale Druckverteilung und stützt die Beinhaltung. Die richtige Sitztiefe verhindert Schmerzen durch langes Sitzen. - Sitzhöhe (SH)
Eine gute Sitzhöhe erleichtert den Antrieb der Räder. Von einer optimalen Sitzhöhe spricht man, wenn unter dem Fußbrett mindestens drei Zentimeter Platz sind. Die Hände sollten bei hängenden Armen knapp über der Radnabe liegen. - Sitzgefälle (SG)
Idealerweise ist die Hinterkante der Sitzfläche unter dem Gesäß etwas niedriger. Dieses Sitzgefälle erleichtert das eigenständige Bedienen und Erreichen der Räder. Zusätzlich gibt es einen sichereren Halt im Sitz. - Rückenhöhe / Rückenwinkel (RH)
Eine gut eingestellte Rückenlehne ermöglicht ein aktives Sitzen mit viel Bewegungsfreiheit. Die Höhe richtet sich nach der Stärke der Muskulatur. Je instabiler Ihr Angehöriger ist, desto höher die Lehne. - Unterschenkellänge (UL)
Die Unterschenkellänge ist ausschlaggebend für die Einstellung des Fußbretts. Wichtig ist, dass die Beine im 90 Grad Winkel gebeugt sind. Zwischen Fußbrett und Boden sollten mindestens 3 Zentimeter Abstand liegen.
Was kostet ein Rollstuhl?
Die Rollstuhlkosten variieren je nach Modell und Ausstattung stark. Ein günstiger Rollstuhl beginnt bei Kosten ab 100 Euro, während Modelle mit mehr Komfort und Einstellungsmöglichkeiten bis zu 6.000 Euro kosten können. Dabei kommt es ganz auf die Bedürfnisse Ihres Angehörigen an.
- Standardrollstühle: ab 100 Euro
- Leichtgewichtrollstühle: ab 250 Euro
- Aktivrollstühle: ab 1.000 Euro
- Pflegerollstühle: ab 800 Euro
- Elektrorollstühle: ab 2.400 Euro
Welche Zuschüsse für Rollstühle gibt es?
Rollstühle sind medizinische Hilfsmittel. Viele Modelle sind im sogenannten Hilfsmittelverzeichnis der Krankenkassen als solches gelistet und werden daher von der Krankenkasse bezahlt, wenn sie medinisch notwendig sind. Um die medizinische Notwendigkeit zu bescheinigen reicht ein Hilfsmittel-Rezept des Hausarztes aus. Der maximale Eigenanteil für ein Hilfsmittel beträgt 10 Euro.
Auch elektrische Rollstühle sind als medizinische Hilfsmittel gelistet. Damit die Krankenkasse die Kosten übernimmt, muss auch hier ein ärztliches Rezept eingereicht werden. Für Elektrorollstühle fällt ebenfalls eine gesetzliche Zuzahlung von 10 Euro an. Der Elektrorollstuhl ist für Personen geeignet, die ihre Selbstständigkeit trotz erheblicher Bewegungseinschränkungen nicht aufgeben möchten. Je nach Modell beträgt die Reichweite des Akkus 28 bis 48 Kilometer.
Wartung und Reparatur
In der Regel wird der Rollstuhl jährlich gewartet. Beim regelmäßigen Gebrauch können außerdem Veränderungen auffallen. Bei Schäden an Bremsen und Reifen ist beispielsweise eine außerplanmäßige Reparatur vom Fachmann notwendig. In den meisten Fällen wird die Instandhaltung von der Krankenkasse übernommen. Der Händler ist für die Durchführung verantwortlich.
Kostenübernahme vorab klären
Im Normalfall übernimmt die Krankenkasse die Kosten für einen manuellen Rollstuhl nur alle fünf Jahre, für einen Elektrorollstuhl alle zehn Jahre.
Sollte schon vorher ein neuer Rollstuhl benötigt werden, muss ein neuer Antrag bei der Krankenkasse gestellt und ausreichend begründet werden.
Ihre Alternativen zu einem Rollstuhl
Im Alter nehmen Probleme mit den Gelenken zu und können die Bewegungsfreiheit zusätzlich einschränken. Manuelle Rollstühle erfordern jedoch ein Mindestmaß an Eigenkraft. Bei Rheuma und ähnlichen Erkrankungen kann das schnell unangenehm oder sogar schmerzhaft werden. Wenn Sie Ihre Gelenke oder die Gelenke Ihres Angehörigen schonen wollen, sollten Sie daher auf eine elektrische Alternative zurückgreifen.
Der Elektrorollstuhl ermöglicht Ihrem Angehörigen die selbstständige Fortbewegung ganz ohne Kraftaufwand. Er wird intuitiv über einen Joystick gesteuert und lässt sich auch bei Rheuma einfach bedienen. Elektrorollstühle sind als Hilfsmittel bei den Krankenkassen gelistet und werden von der Krankenkasse bezahlt, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht. Lassen Sie sich diese also unbedingt attestieren.
Wenn Ihr Angehöriger zwar Bewegungseinschränkungen hat, aber noch zu Fuß gehen kann, ist das Elektromobil die richtige Wahl. Die Krankenkasse bezahlt auch hierfür die Kosten. Kassenmodelle fahren maximal sechs Kilometer pro Stunde. Die Vorteile eines Elektromobils sind die körperliche Entlastung und der Zugewinn von Mobilität Ihres Angehörigen. Kaum ein anderes Hilfsmittel wird Ihrem Angehörigen ein solches Freiheitsgefühl geben.
Was sind die Vor- & Nachteile von Rollstühlen?
Die Anschaffung eines Rollstuhls ist dafür gedacht, den Alltag Ihres Angehörigen zu erleichtern und ihm seine Mobilität zurückzugeben. Damit Sie einen besseren Überblick erhalten, ob ein Rollstuhl für Ihren Angehörigen das Richtige ist, finden Sie hier die Vor- und Nachteile in der Übersicht:
- Sie bleiben trotz Mobilitätseinschränkungen mobil.
- Die Krankenkasse bezahlt auf Rezept die Kosten.
- Es gibt die Möglichkeit Rollstühle übergangsweise zu leihen.
- Der manuelle Antrieb kann bei stärkeren Einschränkungen und Gelenkschmerzen zu anstrengend sein.
Ein sicheres Zuhause für Rollstuhlfahrer
Diese Hilfsmittel machen das eigene Zuhause barrierefrei
Einschränkungen in der Mobilität machen das eigene Zuhause zu einem Hindernisparcours. Mit den richtigen Hilfsmittel und Umbauten wird die Wohnung oder das Haus nicht nur sicherer, sondern ermöglicht auch eine weitaus selbstständigere Nutzung des gesamten Wohnbereiches. Mit Pflegegrad bezahlt die Pflegekasse bis zu 4.000 Euro Zuschuss für den Umbau. Die Krankenkasse steuert außerdem viele Hilfsmittel dazu, für die höchstens 10 Euro Eigenanteil anfallen.
Ein großes Hindernis stellen oft Treppen im Wohnbereich dar. Mit einem Plattformlift wird das andere Stockwerk ganz selbstständig und ohne körperliche Anstrengung erreicht. Die integrierte Plattform ermöglicht es, mitsamt Rollstuhl aufzufahren und per Knopfdruck ins nächste Stockwerk zu gelangen. Wenn der Lift gerade nicht benötigt wird, wird die Plattform platzsparend eingeklappt. Dadurch nutzen andere Personen das Treppenhaus ganz ohne Einschränkung. Die Kosten beginnen bei 8.000 Euro, die Pflegekasse steuert 4.000 Euro Zuschuss bei.
Auch im Badezimmer lauern viele Barrieren für mobilitätseingeschränkte Menschen. Besonders attraktiv ist daher der Umbau von Badewanne zur Dusche. Die alte Badewanne wird in nur einem Tag abgetragen und in eine ebenerdige und moderne Dusche umgebaut, die viel Bewegungsfreiraum für Rollstuhlfahrer bietet. Der Umbau beginnt bei 4.000 Euro und kann so komplett ohne Eigenanteil über den Zuschuss der Pflegekasse finanziert werden.
Mit dem Rollstuhl zurück ins Leben
Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Magdalena F.
Magdalena F. war immer eine aktive Person, so beschreibt sie sich selbst. Als ihr das Laufen immer schwerer fällt, erkennt sie sich selbst nicht mehr. Ihre Tochter war die erste, die den Rollstuhl als Hilfsmittel vorschlägt. Doch Magdalena F. wehrt sich zuerst.
Am Anfang konnte ich mir das gar nicht vorstellen, ich in einem Rollstuhl. Schließlich war ich mein ganzes Leben lang aktiv, bin gewandert und hatte nie Probleme zu Fuß. Das konnte ich einfach nicht mit meinem Stolz vereinbaren.
Doch irgendwann habe ich kaum mehr das Haus verlassen und selbst zu Hause packte ich es nicht mehr von einem Zimmer zum nächsten. Meine Freundinnen riefen mich besorgt an und fragten, ob ich denn gar nicht mehr zum Doppelkopf Spielen komme. Da wurde mir langsam klar, dass mein Stolz mir nicht länger im Weg stehen darf.
Meine Tochter hat das dann in die Hand genommen. Sie hat sich beim Verbund Pflegehilfe beraten lassen und mir ganz begeistert erzählt, dass wir nicht einmal etwas zu zahlen brauchen, weil die Krankenkasse das übernimmt. Ich brauchte nur noch zu meinem Hausarzt gehen und mir ein Rezept ausstellen lassen. Ich habe dann nochmal beim Verbund Pflegehilfe angerufen und mir ein Sanitätshaus in meiner Nähe vermitteln lassen. Das hat wirklich gut geklappt.
Jetzt kann ich wieder mein Rentenleben genießen und beim Doppelkopf fehle ich kein einziges Mal mehr. Und wenn ich ehrlich bin, fühlt es sich gut an, dass ich in meinem Alter auch nochmal etwas Neues lernen kann. Dieses neue Gefühl von Freiheit fühlt sich fast so an, wie als ich meinen Führerschein in der Tasche hatte. Wer hätte gedacht, dass ich das nochmal erlebe. Bald lege ich sogar noch einen Zahn zu: Mir wurde von der Krankenkasse ein Elektrorollstuhl bewilligt. Dann gibt es für mich kein Halten mehr.
Wir danken Frau Magdalena F. für den schönen Bericht.
- Alles über Zuschüsse & Förderungen
- Praktische Checklisten und Tipps
- Die Vor- und Nachteile im Überblick
Antworten auf die häufigsten Fragen
Wenn ein ärztliches Rezept für den Rollstuhl als Hilfsmittel vorliegt, bezahlt ihn die Krankenkasse. Eine gesetzliche Zuzahlung von 10 Euro ist als Eigenanteil zu leisten.
Jeder Vertragsarzt kann Hilfsmittel zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung verschreiben. Ob dieser Allgemein- oder Facharzt ist, spielt keine Rolle.
Die Kosten eines Rollstuhls unterscheiden sich je nach Modell stark. Ein Standardrollstuhl beginnt bei circa 100 Euro, während ein Aktivrollstuhl zwischen 1.000 und 6.000 Euro kosten kann. Leichtgewichtrollstühle erhalten Sie ab 250 Euro, Pflegerollstühle ab 800 Euro und Elektrorollstühle beginnen bei 1.400 Euro. Das ist auch abhängig davon, welche Ausstattung notwendig ist.
Um einen Rollstuhl zu erhalten ist kein Pflegegrad notwendig. Wenn der Rollstuhl medizinisch notwendig ist, kann jeder Arzt das Hilfsmittel verordnen. Dann werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen.
Wichtig auf dem Rezept ist die zehnstellige Hilfsmittelnummer. Diese benennt das Modell des im Hilfsmittelverzeichnis gelisteten Rollstuhls. Der Arzt bespricht vorher gemeinsam mit Ihnen, welcher Rollstuhl der richtige für Sie ist und vermerkt die entsprechende Nummer in der Verordnung.
Unsere geschulten Berater informieren Sie kostenlos zu allen Themen rund um die Pflege zu Hause sowie Mobilität und Selbstständigkeit im Alter. Wir begleiten Sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben und stellen auf Wunsch Kontakt zu passenden Anbietern aus Ihrer Region her.