Pflege zu Hause | Pflegeformen & Zuschüsse im Überblick
So organisieren Sie die häusliche Pflege
Die Pflege zu Hause macht das möglich, was sich so viele Pflegebedürftige innig wünschen: Weiter in der gewohnten Umgebung gepflegt zu werden. Auch wenn pflegende Angehörige einen großen Teil der Pflege selbst leisten, gibt es viele Möglichkeiten, sich Hilfe und Entlastung zu holen. Denn auch Pflegepersonen benötigen eine Auszeit und Unterstützung.
Das eigene Zuhause ist ein Ort voller persönlicher Gegenstände und Erinnerungen. Diesen Ort möchten die Wenigsten verlassen. Doch mit einem eintretenden Pflegefall ändert sich auch für Familie und Freunde viel im Leben. Mithilfe von Pflegekräften und -diensten können pflegende Angehörige die Pflege mit dem eigenen Beruf in Einklang bringen und vermeiden, überlastet zu werden.
Damit Sie gut für die Pflege in der gewohnten Umgebung Ihres Angehörigen vorbereitet sind, sollten Sie diese Dinge unbedingt wissen:
- Die Pflegeformen im Überblick
- Welche Zuschüsse für die Pflege zu Hause gibt es?
- Welche Vor- und Nachteile hat die Pflege zu Hause?
- Experteninterview: Häusliche Pflege bei Demenz
In den häufigsten Fragen finden Sie eine kompakte Übersicht.
Direkt zu den beliebtesten Pflegeformen
Was ist häusliche Pflege?
Pflege zu Hause oder häusliche Pflege bezeichnet die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen in der häuslichen Umgebung. Fast drei Viertel aller Pflegebedürftigen in Deutschland werden zuhause gepflegt – das sind über 2,3 Millionen Menschen. Oft wird der Großteil der täglichen Pflege von direkten Angehörigen, vor allem von den Kindern der Pflegebedürftigen, übernommen. Der Überbegriff „häusliche Pflege“ umspannt aber weit mehr.
Durch die Unterstützung von professionellen Pflege- und Betreuungskräften werden Angehörige zeitlich, körperlich und psychisch entlastet. Ein Großteil der Pflegebedürftigen wünscht sich, möglichst lange in der gewohnten Umgebung zu bleiben. Ein Umzug in eine Einrichtung ist oft eine große Belastung. Auch im Gesetz wird die häusliche Pflege bevorzugt: Es gilt der Grundsatz "ambulant vor stationär". Eine stationäre Pflege soll erst stattfinden, wenn die Versorgung ambulant nicht mehr möglich ist.
Die Pflegeformen im Überblick
Gerade Erwerbstätige haben nach Pflegezeit und Familienpflegezeit oft Schwierigkeiten, Beruf und Pflege zu vereinbaren. Viele pflegende Angehörige kommen dann an die persönliche Belastungsgrenze. Machen Sie sich daher bereits frühzeitig mit den vielseitigen Unterstützungsangeboten vertraut und überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Angehörigen, welche Form der häuslichen Versorgung am besten zu der individuellen Pflegesituation passt.
Bei der Wahl der passenden Pflegeform kommt es vor allem darauf an, welche Aufgaben die Pflege- und Betreuungskraft übernehmen soll. Auch die soziale Versorgung des Pflegebedürftigen ist ein wichtiger Aspekt, besonders wenn Angehörige weit weg wohnen oder beruflich und privat sehr eingespannt sind. Eine Universallösung gibt es nicht – viele Familien kombinieren daher die Leistungen mehrerer Pflegeformen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Pflegeform für Ihren Angehörigen die richtige ist, hilft Ihnen unsere kostenlose Beratung gerne weiter.
Pflegende Angehörige
Angehörigenpflege durch Familie, Freunde und Nachbarn
Pflegende Angehörige werden oft als "der größte Pflegedienst" bezeichnet. Nach Angaben des Pflege-Reports der AOK fällt 75 % der Gesamtpflegezeit auf pflegende Angehörige. Die Pflegeversicherung leistet Beiträge zur Rentenversicherung von Pflegepersonen, wenn die Pflegeperson aufgrund der Pflege nicht mehr als 30 Stunden pro Woche arbeitet und den Pflegebedürftigen mindestens 14 Stunden pro Woche pflegt und betreut. Die Pflege darf außerdem nicht erwerbsmäßig stattfinden.
Ab Pflegegrad 2 haben Pflegebedürftige Anspruch auf Pflegegeld zwischen 332 und 947 Euro pro Monat. Oft wird das Pflegegeld an den pflegenden Angehörigen weitergegeben. Pflegegeld wird nicht als Einkommen gewertet, daher zählt die Pflege weiterhin als nicht erwerbsmäßig. Sollte Ihr Angehöriger noch keinen Pflegegrad haben, lohnt sich ein zeitnaher Antrag, um schnell Geld- und Sachleistungen der Pflegekasse zu nutzen. Zusätzlich besteht ab Pflegegrad 1 Anspruch auf den Entlastungsbetrag. Dieser beträgt 125 Euro monatlich und kann unter anderem für Tages- und Nachtpflege, Haushaltshilfen oder Ersatzpflege verwendet werden.
24 Stunden Pflege
Fürsorgliche Rund-um-die-Uhr-Pflege zu Hause
Die 24 Stunden Pflege ist eine der beliebtesten Formen der häuslichen Versorgung. Die Pflegekraft zieht bei diesem Modell bei Ihrem Angehörigen ein und übernimmt Grundpflege, Haushalt und soziale Betreuung Ihres Angehörigen. Die häusliche Gemeinschaft ermöglicht auch nächtliche Hilfestellungen. Wenn die Pflegekraft einen Führerschein besitzt, kann diese auch Fahrdienste übernehmen. Meistens handelt es sich um osteuropäische Pflegekräfte.
Die Kosten der 24 Stunden Pflege liegen im Entsendemodell zwischen 2.200 und 3.200 Euro pro Monat. Sie können diese Kosten mit dem Pflegegeld, dem Entlastungsbetrag und mit Mitteln aus der Verhinderungspflege finanzieren. Außerdem können bis zu 4.000 Euro des Eigenanteils als außergewöhnliche Belastung von der Steuer abgesetzt werden. Die 24 Stunden Pflege ist nicht nur günstiger als eine Unterbringung in einem Pflegeheim, sondern auch weitaus schneller möglich: Die Pflegekraft kann bereits nach einer Woche da sein. Für einen Pflegeheimplatz müssen sie mit monatelangen Wartelisten rechnen.
- Als Entsendung kostet die Pflege 2.200 bis 3.200 Euro im Monat.
- Nach Vertragsabschluss ist die Pflegekraft nach 5-7 Tagen vor Ort.
- Die Pflegekraft übernimmt Pflege, Betreuung und Haushalt.
Ambulante Pflegedienste
Professionelle Unterstützung in der Pflege zu Hause
Die Unterstützung von ambulanten Pflegediensten ist vor allem für die sogenannte medizinische Behandlungspflege nötig. Hierzu zählt der Wechsel von Verbänden, das Setzen von Spritzen oder die Vergabe von Medikamenten. Etwa ein Viertel aller Pflegehaushalte nimmt dieses Pflegeangebot wahr. Oft kann so ein Umzug in eine stationäre Einrichtung herausgezögert oder ganz vermieden werden.
Die Pflegekasse übernimmt die Kosten für den Pflegedienst: Die sogenannten Pflegesachleistungen stehen Pflegebedürftigen ab Pflegegrad 2 zu. Abhängig vom Pflegegrad Ihres Angehörigen steht Ihnen hierüber ein monatliches Budget zwischen 761 und 2.200 Euro zur Verfügung. Bei Pflegegrad 1 kann der Entlastungsbetrag eingesetzt werden. Als Ausnahmeregelung kann dieser dann auch für körperbezogene Pflegemaßnahmen verwendet werden.
- Pflegedienste stellen die medizinische Versorgung sicher.
- Ab Pflegegrad 2 übernimmt die Pflegekasse 761 bis 2.200 Euro.
- Durch die Pflegedokumentation bleibt für Sie alles nachvollziehbar.
Seniorenbetreuung zu Hause
Stundenweise Unterstützung für Senioren
Die Seniorenbetreuung bietet eine starke Unterstützung für Pflegebedürftige und Angehörige auf Stundenbasis. Die Betreuungskraft begleitet im Alltag, hilft im Haushalt und übernimmt Einkäufe. Außerdem unterstützt die Seniorenbetreuung bei der täglichen Hygiene und übernimmt Fahrdienste. Das vielseitige Angebot lässt sich ganz nach den persönlichen Wünschen individuell zusammenstellen.
In der Regel liegen die Preise zwischen 25 und 35 Euro pro Stunde. Ein Vergleich mehrerer Anbieter wird daher empfohlen. Für die Finanzierung können Sie Entlastungsbetrag verwenden. Zusätzlich können Sie bis zu 40 Prozent der ungenutzten Pflegesachleistungen nutzen. Das entspricht zusätzlich zwischen 290 und 838 Euro pro Monat. Sind mehr als vier Stunden Betreuung pro Tag gewünscht oder nötig, lohnt sich das Modell der 24 Stunden Pflege für Sie rein finanziell gesehen mehr.
- Die Betreuungskraft unterstützt im Haushalt und bietet Gesellschaft.
- Preislich liegt die Betreuung zwischen 25 - 35 Euro pro Stunde.
- Der Entlastungsbetrag wird für die Finanzierung verwendet.
Verhinderungspflege
Wochen- oder stundenweise Entlastung für pflegende Angehörige
Bei der Verhinderungspflege handelt es sich um eine Form der Ersatzpflege. Wenn Sie an der Pflege Ihres Angehörigen verhindert sind, können Sie bis zu sechs Wochen (42 Tage) lang von einer Ersatzpflegekraft oder Privatperson vertreten werden. Der Anspruch besteht ab Pflegegrad 2. Anders als in der Kurzzeitpflege kann Ihr pflegebedürftiger Angehöriger auch in Ihrer Abwesenheit im gewohnten Umfeld bleiben.
Die Verhinderungspflege kann von Verwandten, Bekannten, professionellen Pflegekräften oder einer 24 Stunden Pflegekraft übernommen werden. Für die Finanzierung stehen 1.612 Euro jährlich zur Verfügung. Dieser Zuschuss kann durch ungenutzte Mittel aus der Kurzzeitpflege auf bis zu 2.418 Euro aufgestockt werden. Wenn die Vertretung des pflegenden Angehörigen bis zum zweiten Grade mit dem Pflegebedürftigen verwandt oder verschwägert ist, beträgt der Zuschuss das 1,5 fache des Pflegegeldes.
- Die Verhinderungspflege entlastet pflegende Angehörige.
- Sie wird von einer Privatperson oder als 24h-Pflege übernommen.
- Ab Pflegegrad 2 erhalten Sie bis zu 2.418 Euro Zuschuss.
Wer darf was in der häuslichen Pflege?
Bei der Vielzahl unterschiedlicher Pflege- und Betreuungsangebote stehen Angehörige oft vor der Frage, welche zu der individuellen Pflegesituation passt. Ambulante Pflegedienste und die 24 Stunden Betreuung haben unterschiedliche Kompetenzen. Es ist wichtig zu bedenken, bei welchen Alltagsaufgaben Ihr Angehöriger Unterstützung benötigt.
Eine Kombination aus Pflegedienst und Betreuungskraft sorgt für eine ganzheitliche Versorgung Ihres Angehörigen, die sowohl pflegerische als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Je nach Pflegesituation stellen Sie die Dienste ganz individuell zusammen. Unsere kostenlose Beratung hilft Ihnen gerne dabei, einen persönlichen Plan für die häusliche Pflege zu erstellen und verschiedene Dienste und Anbieter zu vergleichen.
Pflegedienst | (24h-) Betreuer | |
---|---|---|
Körperpflege | ||
Toilettengang | ||
Aus- und Ankleiden | ||
Hilfe im Haushalt | ||
Behördengänge | ||
Begleitung zum Arzt | ||
Soziale Betreuung | ||
Wundversorgung | ||
Medikamente geben | ||
Injektionen | ||
Katheter/Magensonden wechseln |
Unser Tipp für Sie
- Sie sind sich nicht sicher, welche Pflegeform für Ihren Angehörigen am besten geeignet ist? Wir unterstützen Sie gerne. Unsere kostenlose Beratung hilft Ihnen bei der Auswahl passender Pflegeanbieter und erklärt Ihnen, wie Sie alle Zuschüsse für die häusliche Pflege nutzen können. Vergleichen Sie beliebte Anbieter aus Ihrer Region - kostenlos, unverbindlich und ganz bequem von zuhause aus.
Zuschüsse für die häusliche Pflege
Die häusliche Pflege ist mit verschiedenen Kosten verbunden. Neben den Kosten für Pflegedienstleistungen sind nicht selten auch Umbaumaßnahmen und die Anschaffung von Produkten für die Pflege nötig. Je nach Pflegegrad gibt es unterschiedliche Zuschüsse, die Sie für die häusliche Pflege nutzen können. Manche werden monatlich gezahlt, bei anderen handelt es sich um jährliche Zuschussbudgets.
Nutzen Sie die Zuschüsse, die Ihnen zustehen. So verringern Sie den Eigenanteil der Pflegekosten stark. Neben diesen Zuschüssen haben Pflegebedürftige außerdem Anspruch auf kostenlose Hilfsmittel, wie zum Beispiel Elektromobile oder Patientenlifter. Gerne helfen wir Ihnen dabei, Hilfsmittel zu beantragen. Unsere kostenlose Beratung zu Pflege und Barrierefreiheit unterstützt Sie außerdem bei der Suche nach Anbietern und berät Sie zu Zuschüssen und Finanzierung.
Pflegegrad | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
---|---|---|---|---|---|
Pflegegeld monatlich | 332 € | 573 € | 765 € | 947 € | |
Pflegesachleistungen monatlich | 761 € | 1.432 € | 1.778 € | 2.200 € | |
Verhinderungspflege Durch nahe Angehörige, jährlich | 474 € | 817,50 € | 1.092 € | 1.351,50 € | |
Verhinderungspflege Durch sonstige Personen, jährlich | 1.612 € | 1.612 € | 1.612 € | 1.612 € | |
Entlastungsbetrag 125 € monatlich | |||||
Pflegehilfsmittel 40 € monatlich | |||||
Wohnumfeldverbesserung 4.000 € je Maßnahme |
Was sind wohnumfeldverbessernde Maßnahmen?
Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen erleichtern den Alltag in der häuslichen Pflege und entlasten pflegende Angehörige. Diverse Umbaumaßnahmen ermöglichen, den Wohnraum Ihres Angehörigen so anzupassen und auszustatten, dass Ihr Angehöriger weiterhin in seinem gewohnten Umfeld gepflegt werden kann. Hierzu gewährt die Pflegekasse ab Pflegegrad 1 einen Zuschuss von 4.000 Euro pro pflegebedürftiger Person, jedoch aber maximal 16.000 Euro pro Pflegehaushalt.
Zu den beliebtesten Maßnahmen der Wohnumfeldverbesserung gehören:
- Der Einbau von Sitzliften und anderen Liftlösungen im Treppenhaus
- Anpassungen im Badezimmer, vor allem der Umbau von Badewanne zur Dusche
- Komplettsanierungen, bei denen das gesamte Bad altersgerecht umgebaut wird
Plötzlicher Pflegefall: Was sind die ersten Schritte?
Ein plötzlicher Pflegefall in der Familie bringt viele Herausforderungen mit sich. Nicht selten ist gerade der bürokratische Aufwand für viele Familien sehr belastend. Wenn Sie die neue Aufgabe in mehrere kleine Aufgaben einteilen, behalten Sie in dieser stressigen Situation einen besseren Überblick.
Suchen Sie sich zuerst emotionale Unterstützung – das können Familienmitglieder, Bekannte oder Freunde sein. Scheuen Sie sich auch nicht davor, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Um Ihnen die Organisation der Pflege zu erleichtern, haben wir Ihnen den Prozess in mehrere Schritte aufgeteilt.
- Die Pflegekasse informieren
Je früher Sie melden, dass Ihr Angehöriger pflegebedürftig ist, desto früher erhalten Sie finanzielle Unterstützung durch die Pflegekasse. Das Angebot an Zuschüssen ist vielfältig und entlastet Sie in der neuen Situation. - Lassen Sie sich beraten
Eine professionelle Beratung schafft Klarheit. Wir helfen Ihnen gerne kostenlos und unverbindlich weiter. Pflege ist so individuell wie der Mensch selbst – so erfahren Sie, was für die ideale Versorgung Ihres Angehörigen wichtig ist. - Holen Sie sich Unterstützung
Scheuen Sie sich nicht davor, die Unterstützung anzufordern, die Sie und Ihr Angehöriger benötigen. Pflegehilfen wie 24-Stunden-Pflegekräfte oder ambulante Dienste sind eine große Erleichterung in der häuslichen Pflege. - Informieren Sie sich zu Hilfsmitteln
Es gibt viele Hilfsmittel, die die häusliche Pflege erleichtern oder sogar erst ermöglichen. Die Krankenkasse übernimmt viele Hilfsmittel auf Rezept. Dann fällt lediglich eine Zuzahlung zwischen 10 und 25 Euro an.
Welche Vor- und Nachteile hat die häusliche Pflege?
Die vielen neuen Eindrücke erschweren oft den Überblick. Um die richtige Entscheidung für Ihren Angehörigen zu treffen, haben wir die Vor- und Nachteile für Sie zusammengestellt.
- Die Pflege zu Hause ermöglicht Ihrem Angehörigen, im gewohnten Umfeld gepflegt zu werden.
- Häusliche Pflege ist individuell: Sie entscheiden gemeinsam, welche Unterstützung Sie wünschen.
- Meist ist die Pflege zu Hause günstiger als ein Heimplatz.
- Sie umgehen lange Wartelisten auf stationäre Pflegeplätze.
- Sie tragen einen Großteil der Verantwortung für Ihren Angehörigen.
- Oft entsteht eine Doppelbelastung durch Beruf und Pflege.
Häusliche Pflege bei Demenz
Experteninterview mit Univ.-Prof. Dr. med. Jörg B. Schulz
In Deutschland leben schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Wie sehen Sie die Entwicklung in den nächsten Jahren?
Die Zahl von Patienten mit Demenz wird weiter zunehmen. Der wesentliche Risikofaktor, eine Demenz zu erleiden, ist das Alter. Da die Lebenserwartung jährlich steigt, wird auch die Zahl der Demenzen zunehmen.
Gibt es Menschen, die besonders häufig an Demenz erkranken?
Da Frauen eine deutlich höhere Lebenserwartung als Männer haben, gibt es insgesamt mehr Frauen, die von einer Demenz betroffen sind. Aber auch alterskorrigiert liegt die Prävalenzrate bei Frauen etwas höher als bei Männern. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. Ab dem 7. Lebensjahrzehnt steigt mit jeden Lebensjahrzehnt die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, deutlich an. Bei den über 85-jährigen sind 30% bis 40% von einer Demenz betroffen.
Wie erkennt man eine Demenz im Frühstadium? Auf welche Anzeichen sollten Angehörige besonders achten?
Eine Demenz beginnt in der Regel langsam schleichend und nicht mit einem akuten Ereignis. Deshalb ist es schwierig, einen genauen Anfangszeitpunkt zu benennen. Meistens fällt es auf, wenn Gedächtnis- oder Sprachleistungen nachlassen. Die Wörter fallen nicht mehr richtig ein, Termine werden vergessen, Gelesenes, Gehörtes oder Gesehenes wird nicht erinnert, das Auto wird in einer Parkgarage nicht mehr wieder gefunden.
Wie fördert man die Gesundheit von bereits Demenzerkrankten?
Zunächst einmal ist die Prophylaxe wichtig, die Risikofaktoren für eine Demenz zu reduzieren. Wir gehen davon aus und erste Ergebnisse unterstreichen das auch, dass eine Reduktion dieser Risikofaktoren auch in der Frühphase der Erkrankung hilft. Zu den Risikofaktoren gehören ein arterieller Bluthochdruck, eine Adipositas, ein Nikotinabusus, fehlende körperliche oder geistige Aktivität, übermäßiger Alkoholkonsum und eine nicht mit Hörgerät korrigierte Schwerhörigkeit.
Welche Voraussetzungen gibt es für die Pflege von Demenzerkrankten zu Hause?
Der große Vorteil der häuslichen Pflege ist, dass der Patient in seiner gewohnten Umgebung und in seiner Familie verbleibt. Abrupte Veränderungen, z. B. der Übergang in ein Pflegeheim oder eine notwendige akute Krankenhausaufnahme können häufig zu einer abrupten Verschlechterung und/oder einem Delir führen. Der Patient wird sich umso wohler zu Hause fühlen, je mehr er diese Umgebung gewohnt ist.
Vielen herzlichen Dank für die Beantwortung unserer Fragen!
Univ.-Prof. Dr. med. Jörg B. Schulz leitet die Neurologische Universitätsklinik der RWTH Aachen. Er beschäftigt sich u. a. intensiv mit neurodegenerativen Erkrankungen. Univ.-Prof. Dr. med. Jörg Schulz ist außerdem stellvertretender Sprecher des DNG (Deutsches Netzwerk Gedächtnisambulanzen).
- Alles über Zuschüsse & Förderungen
- Praktische Checklisten und Tipps
- Die Vor- und Nachteile im Überblick
Antworten auf die häufigsten Fragen
Häusliche Pflege umfasst die Pflege durch Angehörige. Oft werden diese von ambulanten Pflegediensten in der medizinischen Versorgung unterstützt. Auch die 24-Stunden-Betreuung zählt zur häuslichen Pflege. Benötigt Ihr Angehöriger nur einige Stunden am Tag Unterstützung, empfiehlt sich eine stundenweise Seniorenbetreuung.
Die Kosten variieren je nach gewählter Pflegeform. Eine 24-Stunden-Betreuung kostet zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Seniorenbetreuer berechnen pro Stunde 25 bis 35 Euro. Ambulante Pflegedienste rechnen jede Leistung einzeln ab, ein Teil dieser Kosten wird von der Pflegekasse übernommen.
Wenn Sie Ihren Angehörigen zu Hause pflegen, erhalten Sie zwischen 316 und 901 Euro Pflegegeld pro Monat. Ambulante Pflegedienste rechnen Ihre Kosten über die sogenannten Pflegesachleistungen direkt mit der Pflegekasse ab. Dafür gibt es ein monatliches Budget zwischen 724 und 2.095 Euro.
Neben dem fortschreitenden Alter kann auch ein Sturz oder Unfall zu Pflegebedürftigkeit führen. Damit ist Ihr Angehöriger auf die Hilfe anderer angewiesen. Möchte Ihr Angehöriger trotz Pflegebedürftigkeit zuhause wohnen bleiben, ist dieser Wunsch mit einer häuslichen Pflege umsetzbar.
Bei der Pflege zu Hause kommt eine Person zu Ihrem Angehörigen nach Hause, um ihn medizinisch zu pflegen oder zu versorgen. Die Pflege kann eine Person aus dem nahen Familien- und Freundeskreis übernehmen oder Unterstützung durch Pflegedienste erhalten. Eine häusliche Pflege funktioniert nur dann, wenn die pflegebedürftige Person die Zuwendung anderer auch annimmt.
Übernehmen Sie oder ein Freund die häusliche Pflege, kann Ihr Angehöriger bei der Pflegekasse einen Antrag auf Pflegegeld stellen. Wichtig ist, dass der Antrag im Namen der pflegebedürftigen Person selbst gestellt wird. Warten Sie nicht zu lange, denn die Kasse zahlt das Pflegegeld erst ab dem Tag, an dem Sie den Antrag stellen.
Sie benötigen je nach Pflegebedürftigkeit unterschiedliche Hilfsmittel. Die Wohnung muss gegebenenfalls barrierefrei umgebaut werden. Sie haben Anspruch auf Verhinderungspflege, damit Sie in den Urlaub fahren und sich regenerieren können.
24-Stunden-Pflegekräfte und Seniorenbetreuer versorgen Ihren Angehörigen und kümmern sich um die Pflege, Grundversorgung und den Haushalt. Ambulante Pflegedienste sind hauptsächlich für die Grundpflege und die medizinische Versorgung zu Hause zuständig. Die Pflegekasse übernimmt monatlich 40 Euro für Pflegehilfsmittel wie Einweghandschuhe oder Desinfektionsmittel, die Sie für die Pflege zu Hause benötigen.
Für eine Pflege zu Hause benötigen Sie als pflegender Angehöriger Zeit, Geduld und die finanziellen Mittel. Für eine bestmögliche Versorgung ist es hilfreich, den Wohnraum Ihres Angehörigen barrierefrei umzugestalten und Hilfsmittel einzufordern. Wenn Sie ein Pflegedienst bei der Betreuung unterstützen soll, sind oft wohnumfeldverbessernde Maßnahmen notwendig.
Gerne beraten wir Sie kostenlos und unverbindlich. Unsere kostenlose Pflegeberatung beantwortet Ihnen alle Fragen und gibt Ihnen Informationen zu allen Zuschüssen, die Ihnen zustehen. Sie erhalten Vergleichsangebote von qualifizierten Pflege- und Betreuungsdiensten.